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Die Kenntnis der Berufe der ältesten Zinkgraf-Vorfahren
in Frankfurt am Main verdanken wir den Arbeiten des Frankfurter
Archivars und Grünewald-Forschers Dr. phil. Walther Karl
Zülch. Zum einen hat dieser in seinem unvergleichlichen
Nachschlagewerk "den Begriff Künstler … weiter gefasst
als dies bisher üblich war", zum anderen hat sein Werk
nach der Vernichtung vieler Archivalien mit der Zerstörung
von Frankfurt am Main im 2. Weltkrieg Quellencharakter angenommen.
Arbeit mit Gold und Münzen
Wenn auch die Berufe des Johannes und Henne Zintgreves
des Jüngeren uns bisher verschlossen sind, so wissen wir,
dass Philipp Zinck (Zinkgräf) als Goldschmied in
der Meisterliste der ersten Frankfurter Goldschmiedeordnung von
1511 steht, aber ausgestrichen ist, was Zülch damit erklärt,
dass "er … sich
also einem anderen Beruf zugewendet" hat, während
Philipps jüngerer Sohn Johann auch das Goldschmiedehandwerk
erlernt und als Meister in Frankfurt und später in Simmern
arbeitet. Der ältere Sohn Lorenz dagegen wird Münzmeister,
ein Beruf, den später auch sein Sohn Johann Philipp ausüben
wird.
Die Ära der kurpfälzischen Beamten
Die Heidelberg/Simmern'sche Linie
In der nächsten Generation studiert Lorenz' ältester
Sohn Laurentius Zinckgräff Rechtswissenschaften. Sein Landesherr, Pfalzgraf
Georg von Simmern, Arbeitgeber seines Vaters, gewährt
ihm ein auf vier Jahre angelegtes Stipendium unter der Voraussetzung,
dass er sich nach Vollendung seiner Studien in keines anderen
Dienste stellen würde. Nach seiner Promotion zum Lizentiaten
beider Rechte 1570 in Orléans wird er nach dem
Tode Pfalzgraf Georgs von dessen Bruder, dem Kurfürsten
Friedrich III., in Heidelberg als Kurfürstlicher
Rat aufgenommen;
sein jüngerer Bruder Johann Philipp wird Münzmeister,
während der Beruf des dritten Bruders Johann Eberhardt
bis heute nicht bekannt ist.
Die Söhne des Laurentius Zinckgräff, Johann
Ludwig und Julius Wilhelm, studieren wie der Vater Rechtswissenschaften.
Während Johann Ludwig kurfürstlich pfälzischer
Kanzleiverwandter wird, ernennt Kurfürst Friedrich V.
den bereits durch bildungskritische und politische Schriften
bekannt gewordenen Julius Wilhelm Zincgref zu Beginn des Dreißigjährigen
Krieges zum Generalauditeur über die Garnison zu Heidelberg.
Dieser erreicht durch Kapitulationsverhandlungen mit Tilly
1622 freien Abzug für seine Truppen und geht selbst
– von der freien Reichsstadt Frankfurt abgewiesen – nach Straßburg,
wo er nach einem Zwischenspiel als Dolmetscher des französischen
Gesandten Guilleaume Marescot als Herausgeber die poetischen
und theoretischen Jugendwerke des Martin Opitz sowie als Schriftsteller
und Dichter u. a. "Der Teutschen Scharpffsinnige kluge Sprüch",
Apophthegmata genannt, veröffentlicht. Er wird 1632 von
Pfalzgraf Philipp Ludwig zum Landschreiber bestallt, ein Amt,
das er später übertragen von Kurfürst Karl im
Oberamt Alzey bekleidet.
Julius Wilhelms älterer Sohn Johann Hermann Zinkgräff
ist von 1659 bis 1695 Truchsess in
Simmern, der jüngere
Philipp Abraham wird wie sein Großvater Kurfürstlicher
Rat, wird aber später als Handelsmann in Kreuznach
geführt.
Von den Söhnen des Johann Hermann wiederum steht Julius Wilhelm II als Jurist ab Dezember
1705 als Kanzlei-Direktor in Diensten des Nassau-Siegener,
später des Nassau-Dillenburger Fürsten und Johann Hermann II wird im Februar 1697 im
Oberamt Simmern zum Amtsschreiber berufen.
Die Neustädter Linie
Die Söhne des Johann Philipp Zinckgräff sind
ebenfalls als kurpfälzische Beamte eingesetzt.
Johannes Zinckgräf, der Begründer der Neustädter
Linie, ist von 1618-25 Schaffner des Klosters St. Lamprecht,
von 1632-36 kurpfälzischer Burgvogt auf der Burg Winzingen
auf der Haardt, 1639 Ausfauth zu Neustadt an der Haardt und
dort von 1636-43 kurpfälzischer Schultheiß. Sein
Sohn Philipp Hieronymus ist von 1651-63 kurpfälzischer
Amtsschreiber zu Neustadt an der Haardt, 1652 wird er Ausfauth
ebenda, seit 1657 Amts- und Landschreiber und 1663-67 Schultheiß
zu Neustadt und schließlich 1673-74 Zöller.
Johannes' jüngerer Sohn Engelberth (1629-79) lebt als Apotheker in Neustadt.
Die 7. Generation sieht noch einmal Philipp Hieronymus den Jüngeren als Schultheiß;
Johann Reinhard wird ab 1680 als Burgvogt zu Friedelsheim bekannt.
Aber schon zeigt sich eine Tendenz zu handwerklichen Berufen
hin: so ist Theobald Paul Winzer, Küfer und Wirt
im Gasthaus 'Zum Schwanen' in Haardt.
In der 8. Generation finden wir endgültig den Übergang
zu bürgerlichen Berufen: so studiert Johann Reinhards
Sohn Michael Johann Bernhard in Basel Theologie und wird Pfarrer in Walsheim bei Landau und Diakon in Edenkoben. Philipp Hieronymus
Zinckgraf (1704–56), Sohn des Theobald Paul lebt als Küfermeister in Gimmeldingen und ist dort Kirchenältester. Seine Brüder
Johann Christoph und Johann Bartholomäus (1712-60) arbeiten
als Bäckermeister in Haardt bzw. in Neustadt.
In der Folgezeit findet man mehr und mehr Berufe, die
mit dem bedeutendsten Wirtschaftbereich der Rheinpfalz zu tun
haben, dem Weinbau.
Die Weinheimer Linie
Mehr noch als bei der Neustädter Linie wird hier deutlich,
wie sehr geografische Gegebenheiten die Entwicklung spezifischer
Berufsbilder fördern können. So ist die Randlage
zu der durch Viehwirtschaft bekannten Region Odenwald eine
ideale Voraussetzung für die Verarbeitung von Tierhäuten
und –fellen, zumal auch Wasser zum Einweichen und Spülen
dieser tierischen Rohmaterialien in Weinheim in ausreichender
Menge zur Verfügung steht. Diese Voraussetzungen führten
bereits vor Jahrhunderten zur Entstehung einer regen
Tradition der Gerber
in Weinheim an der Bergstraße. So arbeiten Johannes Zinkgräf (1693-1752),
sein Sohn Wendel Daniel (1741-1829) und die Enkel Georg Peter (1770-1847), Johann
Friedrich (1774-1852) und Johann Philipp (1777-1826) als Gerbermeister in dieser
alten Stadt.
Über die Tradition der Weinheimer Bäcker
und Müller, z.B. Friedrich Zinkgräf
(1838-1905) und dessen Sohn Friedrich (1871-1915), Johann Friedrich (1798-1865),
dessen Sohn Philipp (1823-1904) und Enkel Philipp Adam (1866-1937) hat Karl
Zinkgräf berichtet.
Georg Peter Zinkgräf (1836-1917), sein Sohn Friedrich (1870-1930) und sein
Enkel Georg Peter Friedrich (1906-1978) waren als Buchbinder
in Weinheim tätig.
Die Heidelberger Linie
Der erste Weinheimer Zinkgräf, der um 1678 von
Schloss Naumburg über Bärenbach bei Kirn an der Nahe
nach Weinheim zugezogene Johann Friedrich Zinckgräff (1651-1714) ist dort als Barbierer und Chirurgus aufgetreten.
Offenbar konnte er seinen Sohn Friedrich Daniel für seine
Fertigkeiten interessieren, so dass dieser später nach
Heidelberg wechselt, dort das Handwerk eines Chirurgen erlernt
und unter seinen Nachkommen einige kurfürstliche
Garnisons-Chirurgen 'hinterlässt'. Der interessanteste
unter ihnen ist vermutlich der als 16-jähriger beim niederländischen
Militär in Venlo gestartete Johann Martin Zinckgraaf (1776-1851),
der 1802 in der Begleitung des holländischen Generals
Janssens als Chirurg-Major an den Kämpfen der Bataafschen
Republik in Südafrika teilgenommen hat.
Literatur: Bücher, Karl, Die Berufe der Stadt Frankfurt am Main
im Mittelalter, Leipzig 1914. Abhandlungen der philologisch-historischen
Klasse der sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften Bd. 62
von Faber du Faur, Curt, German Baroque Literature, Catalogue of the Collection
in the Yale University Library, Yale Univ. Press, 1958
Scheffler, Wolfgang, Goldschmiede Hessens, Daten Werke Zeichen,
Walter de Gruyter, Berlin ? New York 1976
Stuck, Kurt, Personal der Kurpfälzischen Zentralbehörden in Heidelberg
1475-1685, Ludwigshafen 1986
Stuck, Kurt, Personal der Oberämter Neustadt, Germersheim, Kaiserslautern, Alzey,
Oppenheim vor 1685, Ludwigshafen 1988.
Zinkgräf, Karl, Die ehrbare Bäcker- und Müllerzunft zu Weinheim an der
Bergstraße, Nürnberg 1911
Zülch, Walther Karl, Frankfurter Künstler 1223 - 1700, Verlag Moritz Diesterweg,
Frankfurt am Main 1935,
Veröffentlichung der historischen Kommission der Stadt Frankfurt a. M. X. sowie der
unveränderte Nachdruck der Ausgabe Frankfurt 1935 durch Verlag Sauer & Auvermann
KG Frankfurt/M. 1967.
Zwiebelberg, Werner, Bürger und Einwohner der Stadt Simmern bis 1800, Schriftenreihe
des Hunsrücker Geschichtsvereins Nr. 8 (OFB
Simmern), Gemünden 1972.
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