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Aus der Vorstellung des Münzmeisters Johann Philipp Zinckgräf auf dem oberrheinischen
Probationstag 1594 durch seinen neuen Arbeitgeber, Otto Graf zu Salm in Kirn, erfahren
wir, dass Philipp Zinckgräf einer Familie entstammt, die im Elsass bei Colmar beheimatet
war. Da sich aber Philipps Herkunft bis zu dem aus Bürgel bei
Offenbach stammenden Henne Zinckgreve nachweisen lässt, liegt die Vermutung
nahe, dass die Vorfahren dieses Henne aus dem Elsass nach Bürgel 'eingewandert'
sind.
Seit der Einbürgerung des Henne Zinckgreve ist die Familie über zwei Generationen
in Frankfurt am Main ansässig,
sein Sohn Philipp wohnt um 1505 im südlich des Mains gelegenen Vorort Sachsenhausen in
der Klappergasse. Im Jahre 1535 tritt dessen Sohn Lorenz Zinckgreve in die Dienste
des Pfalzgrafen Herzog Johann II. ein und übersiedelt nach Simmern im
Hunsrück. Fünf Jahre später folgt ihm sein jüngerer Bruder Johann,
von dem wir wissen, dass er von 1540 bis 1573 Goldschmied in Simmern gewesen ist.
Da mindestens zwei der Kinder des Lorenz Zinckgreve in Meisenheim am
Glan geboren sind, ist anzunehmen, dass er vorübergehend in diesem Städtchen
gelebt hat. Als nämlich während seiner Dienste unter Pfalzgraf Georg (1559-1569)
dieser für eine bestimmte Zeit nicht münzen lassen will, erbitten sich
die Grafen von Erbach Lorenz Zinckgreve zur Aushilfe. So wird er auf dem fränkischen
Kreis- und Probiertag am 3. Mai 1561 zu Nürnberg von den Grafen von Erbach als
deren Münzmeister angemeldet und kommt so nach Michelstadt im
Odenwald.
1591 wird in den Frankfurter Ratsprotokollen ein Haus in der Kruchgasse (Kruggasse?)
neben "Lorenz von Simmern, Münzmeister" erwähnt; er scheint also
später wieder nach Frankfurt übersiedelt und dort auch gestorben zu sein.
Von den Kindern des Lorenz Zinckgreve ist lediglich Johann Philipp in Simmern geblieben,
von wo er sich im Alter nach Kaub zurückzieht. Die
Tochter Otilia heiratet Peter Dreier und folgt ihm nach Straßburg,
Eleonore vermählt sich mit Christoph Schertz und lebt fortan in Weigelsdorf in
Schlesien.
Dagegen tritt Lorenz' ältester Sohn, Laurentius Zinckgräff, in kurpfälzische
Dienste und zieht nach Heidelberg ,
wo auch sein Sohn Julius Wilhelm Zincgref geboren wird. Laurentius wird als treuer
Hofbeamter von seinem Kurfürsten Johann Casimir mit Grundbesitz in Münster an
der Nahe belehnt, nachdem "dieses Mannlehen vorher die von der Leyen im Besitz
hatten, das auf Absterben des Lehensinhabers ohne männliche Descendenz an Churpfalz
anheim gefallen ist."
Die in Sankt Goar geborenen Söhne von Julius Wilhelm
Zincgref, Johann Hermann und Philipp Abraham, stehen zunächst noch in pfalz-simmern'schen
Diensten und leben in Simmern, ziehen sich aber später in die Orte ihrer reformierten
Gemeinden zurück. So wird Philipp Abraham Bürger der Stadt Kreuznach,
in welcher er, seine Ehefrau Anna Katharina und sein einjähriger Sohn Philipp
im Jahre 1666 innerhalb weniger Wochen an der Pest sterben und dort begraben werden.
Johann Hermann Zinckgreff stirbt 1697 als Auswärtiger in Kaub und wird dort
beigesetzt.
Johann Hermann Zinckgreffs Sohn Johann Wilhelm II steht in Diensten der Nassauer
- zunächst in Siegen, später in Dillenburg -,
wo er im Jahre 1738 seine letzte Ruhestätte findet. Der jüngere Sohn, Johann
Hermann II, war bereits 1718 in Simmern gestorben und wird in der dortigen Hauptkirche
zur letzten Ruhe gebettet.
Johannes Zinckgraf findet seine großen beruflichen Herausforderungen in Neustadt an
der Haardt (=Neustadt/Weinstraße), wo er Begründer der Neustädter Linie
wird. Sein Halbbruder Johann Wolf(gang) Zinckgräff stirbt vermutlich auf seinem Amtssitz,
dem heute nur noch als Ruine vorhandenen Schloss
Naumburg über Bärenbach bei Kirn an der Nahe, und gilt, weil sein Sohn
Johann Friedrich in Weinheim an
der Bergstraße sesshaft wird, als Ahnherr der Weinheimer Linie, aus der später
die Heidelberger Linie hervorgeht.
Im 17. und 18. Jahrhundert wandern nach der 'Verwüstung der Pfalz' in den Pfälzer
Erbfolgekriegen Ludwigs des XIV. viele ihrer Existenz beraubte Pfälzer in die
'Neue Welt' aus, vorwiegend in die USA: so sind Zinkgraf überwiegend
in den Staaten Illinois, Wisconsin und Washington,
vereinzelt auch in Texas und Kalifornien anzutreffen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird der junge Heidelberger Johann Martin Zinckgräff
in den Niederlanden ausgebildet und tritt als Chirurg-Major
die Reise nach Südafrika an, wo er in holländischen
Militär-Diensten an der Verteidigung der Batavischen Republik gegen die britischen
Eroberer teilnimmt. Er verbringt seinen Lebensabend in Belgien.
1853 entzieht sich der Weinheimer Philipp Heinrich Zinkgräf seiner Rekrutierung
und wandert nach Mexico aus.
In den 1880er Jahren wandern die Brüder Ferdinand und Philipp Zinkgräf
von Weinheim nach Argentinien aus und leben in Buenos
Aires. Der Großteil der Nachkommen des Philipp Zinkgräf wohnt heute
in General Roca in Rio Negro/Patagonien.
Aus der Neustädter Linie der Familie emigriert Georg Elias Zinckgraff, geboren
in Biedesheim, nach Brasilien,
wo er als Doktor der Medizin in Porto Allegre stirbt.
Ebenfalls aus Biedesheim stammend wandert Karl Albert Zinckgraf zunächst nach Australien,
später nach Neuseeland aus.
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